Velvet Terrorism
Der Wert der Freiheit fällt dann besonders auf, wenn sie fehlt. Ein Besuch im Haus der Kunst.
Ein Duschraum liegt vor mir, getaucht in schummrig-rosa Licht. Durch eine schwere Stahltür tritt man in den Luftschutzbunker ein. Kalt-geflieste Wände werfen sich, leise und bescheiden, Tonfolgen Rachmaninoffs zu. Gleich rechts, neben dem Eingang, erinnert ein mit Filzstift handgeschriebener Wandtext an den Pianisten Pavel Kushnir, russischer Aktivist und Rachmaninoff-Virtuose, der mit einem eigenen YouTube-Kanal gegen den Krieg in der Ukraine protestiert hatte. Er starb am 27. Juli 2024 nach langem Hungerstreik im Gefängnis. Pavel Kushnir starb allein, in den Händen seiner russischen Folterknechte. Die Kälte des Raumes lässt dabei die Einsamkeit seiner letzten Tage bedrückend auferstehen und ich werde von der Hoffnung ergriffen, dass die Musik Rachmaninoffs seine letzten Schritte begleitet hat. Dieser improvisierte Gedenkraum, unter den Nazis noch ein Ort körperlicher Hygiene, ist jetzt ein Ort der Körperlosigkeit, ein Ort geschichtlicher Transformation und Neuinterpretation. Er dient nicht mehr den Tätern, den Rassisten und Antisemiten von einst, sondern den Opfern der Menschenfeinde von heute.
Gleich hinter den Duschen, an einer weiteren, schweren Stahltür mit Doppelriegeln vorbei, erkennt man bereits den nächsten Raum. In der direkten Verlängerung, von den rosa Wänden Pavel Kushnirs Gedenkstätte eingerahmt, sieht man auf einem großen, hochformatigen Bildschirm ein Porträt Wladimir Putins in neutral-weißem, dimensionslosen Raum an einen kleinen Holztisch lehnend. Er blickt mich direkt an, eigentlich ein uninteressanter Mann ohne jegliches Charisma - und doch einer der gefährlichsten Menschen der Welt. Von links betritt eine Frau die Szene. Sie trägt eine schwarze, bis zu den Knöcheln reichende Kutte und eine rote, emblematische Sturmhaube. Die langen, blonden Haare fallen ihr widerspenstig über die Schultern. Sie steigt unangestrengt auf die hüfthohe Tischplatte und blickt, über dem Bild Putins thronend, herausfordernd in die Kamera. Mit unaufgeregtem Gestus rafft sie nun die Kutte mit beiden Händen hoch, entblößt ihren nackten Unterleib und beginnt auf das an den Tisch gelehnte Bildnis Putins zu pinkeln. Ein Gefühl der Genugtuung breitet sich völlig unerwartet in mir aus und ich empfinde Dankbarkeit für die mir angebotene Katharsis. Den Blick hat die Aktivistin währenddessen fest in die Kamera gerichtet, nicht einen Moment wendet sie sich ab, während ihr Urin über das gelangweilte Gesicht Putins läuft. Am Ende des Videos, nachdem die letzten Tropfen menschlichen Abfallprodukts ihren Weg auf das Gesicht Wladimir Putins gefunden haben, lässt sie die Kutte wieder hinab und befördert das Bildnis des Diktators mit einem kurzen entschlossenen Tritt gewaltsam aus dem Sichtfeld der Kamera. Hier, an diesem ehemaligen Schutzort der Nazidiktatur, darf sie das, was sie zu Hause die Freiheit oder das Leben kosten würde. Hier bestellt der Widerspruch das Feld der Hoffnung.
Rechts neben dem Bildschirm beginnt der Hauptteil der Ausstellung: ein chronologischer Überblick des Protests, zivilen Ungehorsams und der Aktionskunst des russischen Kollektivs Pussy Riot. Man blickt einen langen Gang des Bunkers entlang, mit unterschiedlichen Räumen zur linken und zur rechten Seite. Böden und Wände sind in leuchtend-saturierte Farbflächen unterteilt. Wie der Lichtkegel eines erleuchteten Zimmers sich mit klaren Kanten in die Dunkelheit schneidet, so unterteilen geometrisch abgegrenzte Dreiecke, die sich aus den einzelnen Räumen fortsetzen, den Gang in einen anarchischen Regenbogen. Einzelne Wörter und Slogans verteilen sich in großen Buchstaben über die Wände. Metallene Gitarrenriffs, dissonante Gesänge und unverständliche Protestrufe vermischen sich zu einem Pandemonium des Widerstands. Hier ist der Punk zu Hause, hier residiert unmissverständlich der bunte Protest.
Alles beginnt mit den Parlamentswahlen am 4. Dezember 2011 in Russland. Die offensichtlichen Manipulationen provozieren die größten Demonstrationen, die seitdem jemals wieder in Russland stattgefunden haben. Die Straßen waren voll mit Protestant*innen, die ihren gestohlenen Stimmen Gehör verschaffen wollten. Ein Bild, das mittlerweile in weite Ferne gerückt ist. Michail Gorbatschow forderte damals, die Wahl zu annullieren und Neuwahlen auszurufen. Es waren die Tage, an denen die russische Demokratie begann, sich vollends aufzulösen. Ein letztes Aufbäumen, bevor sie von Wladimir Putin aus dem matten, von ihm selbst ausgehungerten Körper geprügelt wurde.
Auch Pussy Riot protestieren in diesen Tagen, allen voran die Gründungsmitglieder Nadia Tolokonnikowa, Marija Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch. Maria Aljochina, verantwortlich für die handgeschriebenen Wandtexte, die das gesammelte Foto- und Videomaterial kommentieren und in den Gesamtkontext der Ausstellung einbetten, schreibt von “Brandstiftungen” und “musikalischen Hausbesetzungen” an Orten, die von elitären Putin-Anhänger*innen frequentiert wurden. Auf den Bildschirmen flackern Szenen improvisierter und doch von langer Hand geplanter Musikperformances. In Russland ist das kein Widerspruch, es ist Alltag all jener, die sich der Zensur des Staates nicht beugen wollen. Die Mitschnitte sind häufig verwackelt und unscharf, es geht nicht um Ästhetik, wie so oft in der Kunst. Die Faszination der Arbeiten liegt in deren Existenz und dem enormen Kraftaufwand, der betrieben werden muss, um sie zu produzieren und dann in die Welt zu entlassen. Junge Frauen in Sturmhauben, bunt-gesättigt angezogen, tanzen und singen zu dreckigen Gitarrenriffs in Dauerschleife. Währenddessen brüllen mir die großen Buchstaben an den Wänden “Fuck You! Fucking Sexists And Fucking Putinists!” mitten ins Gesicht. Wut wirkt hier als schöpferische Kraft. Und wieder einmal sind es Frauen, die sich gegen den Autoritarismus erheben, der fast immer ein ungesunder Ausfluss männlicher Machtfantasien ist. Sexismus und Tyrannei gehören zur selben dysfunktionalen Familie, weshalb Frauen, ganz allgemein betrachtet, in repressiven Systemen immer mehr zu erleiden haben als die Männer.
Seit diesem 4. Dezember 2011 planen Pussy Riot ständig neue Aktionen, zu viele, um in diesem Artikel auf alle einzugehen. Aber manche bleiben mehr im Gedächtnis als andere. Zum Beispiel die Performance in der Christ-Erlöser-Kirche in Moskau am 21. Februar 2012, mit der die Gruppe zum ersten Mal auch große internationale Aufmerksamkeit bekam. Nadya Tolokonnikova, Maria Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch streifen sich dafür ihre dicken Wintermäntel ab, unter denen sie ihre Kostüme verstecken, ziehen sich farbige Sturmhauben über und laufen zum Altar, an dem Frauen in der russisch-orthodoxen Kirche ausdrücklich keinen Platz haben, um dort mit wilden Gesten eine Darbietung ihres Punk-Gebets Mother of God Drive Putin Away zu improvisieren. Die Verquickung von kirchlicher und staatlicher Macht, die Verschmelzung von Propaganda für Kopf und Herz also, ist es wogegen Pussy Riot damit aufbegehren wollen. Vom Staate mit großzügigen Geschenken bedacht, erkennt der Patriarch Kyrill I. spätestens seit der dritten Amtszeit Wladimir Putins dessen Politik als den verlängerten Willen Gottes und legitimiert somit jegliche Form staatlicher Repression. Reich ist der Despot, der es in einem religiösen Land versteht, die Kirche zu bestechen. Besonders arm ist jedoch das religiöse Land, in dem sich die spirituelle Führung kaufen lässt.
Weniger als eine Minute haben Pussy Riot Zeit, bevor sie von Sicherheitskräften entfernt werden. Es ist genau dieses Russland, das sie zeigen wollen: ein Land, in dem Sicherheitskräfte auch in Kirchen ständig präsent sind. Mit einer Regierung, die den eigenen Machtanspruch durch die rigorose Unterdrückung abweichender Stimmen und Dissonanzen zementiert. Monate später kommt es zum Schauprozess, auch internationale Medien berichten. Die Anklage lautet: Rowdytum aus religiösem Hass und Feindseligkeit. Nadya Tolokonnikova und Maria Aljochina werden zu zwei Jahren Strafkolonie verurteilt, Jekaterina Samuzewitsch zu acht Monaten Gefängnis. Spätestens jetzt wird klar, welch Geistes Kind Wladimir Putin ist. Haftstrafen und Hausarreste sind für die Mitglieder von Pussy Riot seit dieser Aktion in der Christ-Erlöser-Kirche 2012 beinahe Routine. Und trotz dieser massiven Einschränkung ihrer Freiheit, planen sie nach den Entlassungen jedes Mal sofort wieder neue Aktionen.
Für die Aktion Putin Will Teach You How to Love the Motherland reist die Gruppe mit zwölf Leuten 2014 nach Sotschi zu den Olympischen Spielen, um dort ein Video zu produzieren. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit den russischen Sicherheitsbehörden und der Polizei, mehrere Male werden sie verhaftet und wieder freigelassen, ihre Autos werden konfisziert, Reifen aufgeschlitzt - doch die Einschüchterungsversuche haben bei Pussy Riot bemerkenswerter Weise keinen Erfolg. Laut Maria Aljochina sind zu diesem Zeitpunkt bereits mehr FSB-Agenten in der Stadt als Sotschi Einwohner hat, denn der Eindruck gesellschaftlicher Geschlossenheit darf auf keinen Fall gestört werden während der Putin-Festspiele. Die internationale Gemeinschaft lässt sich währenddessen von dem Spektakel instrumentalisieren, Putins Herrschaft bekommt den Anstrich internationaler Legitimität.
Mit welcher Brutalität allerdings gegenüber Dissident*innen vorgegangen wird, während man auf der großen Bühne heuchlerisch Weltoffenheit und Vielfalt zelebriert, zeigen die Video-Aufnahmen in der Ausstellung. Als die Gruppe die Schlüsselszene des Videos am Seehafen von Sotschi drehen möchte, wird sie von bärtigen Kosaken mit Peitschen angegriffen. Sie werden blutig geschlagen, Tränengas wird ihnen aus kurzer Distanz in die Gesichter gesprüht. Anwesende Polizisten sehen teilnahmslos zu und filmen die Gewaltorgie. Bemerkenswert ist die stoische Friedfertigkeit, die Pussy Riot bei diesen Angriffen zeigen. Natürlich versuchen sie, sich den Fausthieben zu entziehen, bleiben dabei aber immer defensiv, friedlich und selbstbeherrscht. Als sie sich endlich aus ihrer Lage befreien können, flüchten sie in ein lokales Krankenhaus, lassen dort ihre Wunden behandeln und drehen direkt im Anschluss die letzte Szene des Videos an einem anderen Ort in Sotschi.
Voller Demut stelle ich mir die Frage, ob ich unter gleichen Bedingungen unsere Demokratie ähnlich selbstlos verteidigen würde. Und ich hoffe gleichzeitig, dass es niemals so weit kommen möge. Vielleicht ist ja die Bequemlichkeit eine größere Gefahr für die Freiheit als jeder potentielle Autokrat? Kurz nachdem sich das feiernde und laut applaudierende Publikum aus Sotschi verabschiedet hat, lässt Wladimir Putin die Krim annektieren. Es ist der Anfang des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Der Applaus verhallt zwar, doch die Reaktionen fallen aus, wie es von katergeplagten Staatenlenker*innen zu erwarten ist: verhalten. Deutschland wird in den nächsten Jahren sogar die Gasimporte aus Russland noch weiter in die Höhe schrauben, baut ein Jahr später, 2015, bereits die Nord Stream 2-Pipeline und verkauft im selben Jahr kritische Energieinfrastruktur an Moskau. Die Partylaune Sotschis zeigt bei vielen nachhaltige Wirkung. Pussy Riot haben diese Signifikanz der Olympischen Spiele erkannt, doch die internationale Gemeinschaft, allen voran Deutschland, wendet sich lieber den schönen, substanzlosen Bildern zu.
Um den Hass begreifen zu können, den Wladimir Putin gegen russische Aktivist*innen jeden Tag schürt, muss man sich die Form der Angriffe gegen Pussy Riot genauer ansehen. In Nischni Nowgorod, zum Beispiel, früh morgens vor einem Besuch von inhaftierten Freund*innen in der dortigen Strafkolonie, setzen sich Nadia Tolokonnikowa, Marija Aljochina und eine weitere Aktivistin mit dem Namen Tasya in ein McDonalds, um dort zu frühstücken. Schon kurz darauf werden sie von zehn jungen Männern aggressiv bedrängt. Es ist kein zufälliges Aufeinandertreffen, der Übergriff ist von langer Hand geplant. Tiefer, angelernter Hass schlägt den drei Frauen entgegen. Einer von ihnen hält ein Schild hoch, auf dem “Dreckige Huren, raus aus der Stadt” geschrieben steht. Geistesgegenwärtig nimmt Tasya die mitgebrachte Kamera aus der Tasche und filmt die Szene mit, das Video ist in der Ausstellung zu sehen. Das schreckt ihre Aggressoren jedoch nicht im Geringsten ab. Im Gegenteil, es scheint sie zusätzlich anzustacheln. Wild gestikulierend beugen sie sich zu den Frauen herunter und verlangen von ihnen laut schreiend, Stirn an Stirn, wieder zurück nach Amerika zu gehen. Die Frauen werden mit Klebstoff besprüht und mit Hühnerbeinen beworfen.
Einer dieser Gopniks, so werden Schläger in Russland genannt, zielt mit einer Spritze und einer leuchtend-grünen Flüssigkeit gezielt auf die Augen der drei Freundinnen. Laut Pussy Riot erleidet Tasya dadurch Verbrennungen, die zum Sehverlust auf einem Auge führen. Die Polizeiwache in unmittelbarer Nähe zum Tatort, braucht vierzig Minuten, um Beamte zu entsenden. Ein Krankenwagen braucht ähnlich lange. Die drei Frauen sind im Russland Wladimir Putins ganz offensichtlich vogelfrei. Was mich, neben meinem Entsetzen, erneut zutiefst beeindruckt während das Video vor mir flimmert, ist die stoische Ruhe mit der Tasya, Nadia Tolokonnikowa und Marija Aljochina all das über sich ergehen lassen und der freundliche, sanfte Ton, den sie gegenüber ihren Angreifern anschlagen. Sie nehmen ihr Schicksal an als wäre es eine Welle, die über ihnen bricht. Nach zwei Minuten ist der Spuk vorbei und die jungen Männer, kaum einer älter als zwanzig Jahre, verlassen wie Pfauen stolz das Restaurant.
Auch danach folgen viele weitere Aktionen von Pussy Riot, die Repressionen gegen sie werden weiter ausgedehnt. Die Mitglieder werden rund um die Uhr überwacht. Allein in den Jahren 2021 und 2022 werden sie achtzehn mal verhaftet oder unter Hausarrest gestellt, unter anderem für die Verbreitung von Nazi-Propaganda, Rowdytum oder Widerstand gegen die Staatsgewalt. Nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine nimmt die Gefahrenlage für die Gruppe weiter zu. Ihre Haustüren werden als offener Aufruf zur Selbstjustiz ganzflächig mit Hassbotschaften und Drohungen besprüht. “Hier lebt der Verräter” steht auf der Haustür von Alexey Milovanov in Kaliningrad. “Verkaufe Dein Vaterland nicht, Du Schlampe” wird in großen weißen Lettern auf die Haustür von Olga Misik in Moskau geschmiert. Es gibt unzählige mehr. Wladimir Putin will die letzten Taschen passiven Widerstands im Land rigoros aufbrechen, um die viel heraufbeschworene, nationale Einheit mit der Gewalt eines Hammers heiß zu schmieden. Es folgen tägliche Massenverhaftungen und Inhaftierungen all derjenigen, die es noch wagen, gegen den Krieg zu protestieren. Jetzt erst beschließen Nadia Tolokonnikowa, Marija Aljochina und weitere Mitglieder des Kollektivs, das Land zu verlassen, um ihren Kampf ausserhalb Russlands fortzusetzen.
Am Ende der Ausstellung, im letzten Raum des Bunkers, inszenieren Pussy Riot mit ihrer Aktion Putin’s Ashes die rituelle Verbrennung eines drei mal drei Meter großen Wladimir Putin-Porträts. Rund zwanzig Frauen kommen in dem Video zusammen. Sie zeigen viel Haut, zelebrieren in einer Prozession ganz offen und ohne Scham ihre Weiblichkeit. Es ist eine Stellungnahme gegen das russische Patriarchat und die strukturelle Unterdrückung von Frauen in der russischen Gesellschaft, in denen der weibliche Körper auf seine biologische Funktionalität reduziert wird. Doch ist es, bei aller gezeigten Stärke, auch ein Hilferuf. Zaubersprüche und rituelle Handlungen wenden sich an das Übernatürliche, Erlösung findet man im Glauben und nicht in der Tat. Es ist ein Eingeständnis von Machtlosigkeit. Während ich also dem Porträt Wladimir Putins beim Brennen zusehe, empfinde ich deshalb neben Genugtuung auch tiefe Trauer. Als der letzte Funke erlischt und die Videoschleife zurück an ihren Anfang springt, verlasse ich den Raum, steige mit müden Beinen die Stufen empor, drücke die schwere Bunkertür auf und stehe mit einem Mal wieder im Freien. Die kalte Winterluft füllt meine Lungen, ich ziehe sie tief und genussvoll ein, wie die ersten Atemzüge nach dem Durchbrechen der Wasseroberfläche. Ich bin mir in diesem Augenblick des großen Glücks bewusst, in einer freien Demokratie zu leben. In einer Gesellschaft, die ihre Hoffnungen für die Zukunft nicht auf erratische Naturgötter projizieren muss, sondern sie im Geist und im Herzen der Menschen findet.
Am 23. Februar können wir unsere Demokratie verteidigen, ohne dafür den unglaublichen Mut von Pussy Riot aufbringen zu müssen. Dafür dürfen wir ganz bequem an jeder Stelle des Wahlzettels unser Kreuz machen, nur nicht bei den Hetzern und Spaltern der AFD. Deutschland braucht Reformen, ja. Eine Aufbruchsstimmung mit Blick in die Zukunft ebenfalls. Was Deutschland nicht braucht, ist eine Partei, die mit ihrem Schulterblick in den mörderischen Kapiteln unserer Geschichte wühlt, um dabei Positives zu entdecken. Deutschland braucht keine Partei, die Sympathien für ein Russland hegt, das nicht nur gegen die Ukraine Krieg führt sondern auch gegen die eigene Bevölkerung. Wie damals das Dritte Reich. Heute dürfen wir im Haus der Kunst den Mut von Pussy Riot bewundern und müssen nicht, wie vor neunzig Jahren, die unterwürfige Kunst der Gottbegnadeten wie Arno Breker, Hermann Kasper oder Rudolf Hermann Eisenmenger ertragen. Ein Privileg, dass uns von den Alliierten geschenkt wurde. Ein Privileg, dass wir aus eigener Kraft bewahren sollten.
Die Ausstellung Velvet Terrorism ist noch bis 2. Februar 2025 im Haus der Kunst zu sehen. Die Wahl zum Deutschen Bundestag findet am 23. Februar 2025 in einem Wahllokal in Eurer Nähe statt.
Ein sehr guter Artikel! Man fühlt sich persönlich mitgenommen und möchte sofort in die Ausstellung gehen.
Auch ein guter Appell, sich für die Demokratie einzusetzen.